Wann sind Sie nach Deutschland gekommen und warum haben Sie sich damals dazu entschlossen?
Wegen der Liebe. Ich hatte einen netten deutschen Mann kennengelernt und bin Januar 2017 nach Deutschland gekommen.
Was waren die größten Herausforderungen für Sie am Anfang?
Die Sprache und die Kälte waren für mich am Anfang sehr ungewohnt. Ich hatte am Anfang noch keine Ahnung, was ich vielleicht irgendwann arbeiten könnte.
Berichten Sie kurz über Ihren beruflichen und sprachlichen Werdegang hier im Heidekreis. Als was haben Sie zuerst gearbeitet und was machen Sie aktuell?
Am Anfang hatte ich die Unterstützung durch die Agentur für Arbeit. Dort wurden mir Gutscheine für die ersten Sprachkurse bei der DAA gegeben. Irgendwie hatte ich gemerkt, dass es aber nicht reichen würde und somit hatte ich mich um einen Sprachkurs bei der VHS bemüht. 2018 durfte ich dann einen Kurs besuchen und bekam das B1 Zertifikat sowie das sehr wichtige Dokument "Leben in Deutschland". Neben der Zeit bei der VHS konnte ich auch den deutschen Führerschein machen. Ab Oktober 2018 hatte ich in der Änderungsschneiderei in Schneverdingen gearbeitet und habe ab 2020 den B2 Kurs der VHS besucht und bestanden. Neben dem Sprachkurs war ich weiterhin in der Änderungsschneiderei tätig. Als ich die VHS besuchte, hatten mich Frau Seefeld vom Welcome Center Heidekreis und ihre Kollegin über meine mögliche berufliche Zukunft beraten. Mit ihrer Hilfe konnte ich erreichen, dass ich seit den 01.03.21 eine Ausbildung im Heidekreis Klinikum als examinierte Pflegefachfrau starten konnte.
Welche Ziele möchten Sie noch erreichen?
Ich hoffe, dass ich die Ausbildung erfolgreich beenden kann, damit ich kranken Menschen helfen darf. Es würde mich glücklich machen, wenn durch meine Hilfe Menschen wieder gesund werden. Ich finde, dass die Arbeit sehr wertvoll ist - und sie ist mein Traumberuf. Ich möchte auch gerne weiter Deutsch lernen, sobald es die Zeit erlaubt, dann irgendwann wieder einen Sprachkurs - aber auch einen Computerkurs besuchen.
Was unterscheidet Deutschland besonders von Ihrem Heimatland?
Die Menschen in Deutschland sind sehr pünktlich, nett, korrekt und hilfsbereit. Sauberkeit ist hier auch sehr wichtig. In Vietnam sind die Leute auch sehr nett, hilfsbereit und freundlich. Auf den Straßen ist es sehr laut wegen den vielen Motorrädern. Das Essen ist sehr günstig und lecker. Die Landschaft in Vietnam ist sehr schön und gehört teilweise zum Weltkulturerbe. Es gibt viele alte Städte, in denen die Zeit stillsteht.
Was mögen Sie gerne an Deutschland und was vermissen Sie aus Ihrer Heimat?
Mir gefällt in Deutschland mein Mann, meine neue deutsche Familie, meine Lehrerinnen, aber auch meine Schwiegermutter, sie hatte mich immer motiviert nicht aufzugeben und weiter Deutsch zu lernen. Das Wetter und die Landschaft im Heidekreis gefallen mir sehr gut. Der Frühling und der Sommer, wenn die Blumen blühen, sind super, aber auch der Schnee im Winter macht mir viel Spaß.
Von Vietnam her kannte ich bisher keinen echten Schnee. Ich vermisse meine Mutter, meine große Familie, Freunde, die Landschaft, die Straßen, die Gewohnheiten und "die Größe der asiatischen Menschen" mit dem lachenden Gesicht (die ich wirklich sehr liebe). Außerdem vermisse ich die Hauptstadt von Vietnam, Hanoi, wo ich über 20 Jahre gelebt hatte, sehr.
Es gibt verschiedene Projekte und Institutionen, die zugewanderte Menschen unterstützen, zum Beispiel das Welcome Center Heidekreis oder auch die Migrationsberatungsstelle etc. Bei welchen Dingen könnten diese Stellen noch besser Unterstützung leisten? Gibt es etwas, wobei man Ihnen noch helfen könnte?
Die Menschen, die in Deutschland leben und lernen möchten, sollten nicht zu lange auf einen Sprachkurs warten müssen. Der Sprachkurs ist sehr wichtig, um überhaupt in Deutschland anzukommen und auch Arbeit zu finden. Wenn die Menschen zuerst eine Arbeit finden und dann der Sprachkurs kommt, dann gibt es immer Schwierigkeiten mit der Zeit.